Wenn ein englisches Fremdwort ins Deutsche entlehnt wird, muss ihm ein Genus zugewiesen werden. Diese Genuszuweisung ist nicht, wie oft behauptet, vollkommen arbiträr, sondern geschieht in vielen Fällen auf der Grundlage von semantischen, morphologischen oder phonologischen Prinzipien. Nicht selten sind bei der Zuweisung mehrere Genuszuweisungsprinzipien anwendbar, welche auf diese Weise miteinander in Konflikt treten. In vielen linguistischen Arbeiten wurde bereits Hierarchien dieser Prinzipien postuliert, die sich jedoch sehr stark voneinander unterscheiden. Ungeklärt ist außerdem, wie Genusschwankungen zustande kommen.
Für die Hierarchisierung der Genuszuweisungsprinzipien scheint die Optimalitätstheorie, die davon ausgeht, dass eine Grammatik „a system of conflicting forces“ (Kager 1999:4) ist, eine geeignete Formalisierung darzustellen. Mit Hilfe der stochastischen OT, welche sprachliche Variation abbilden kann, scheint es zudem möglich, Genusschwankungen zu erklären.
In diesem Vortrag möchte ich die Vorzüge, aber auch die Grenzen der Optimalitätstheorie bei der Untersuchung der Genuszuweisung und der Genusschwankungen bei englischen Lehnwörtern im Deutschen darlegen.
Auch wer bisher noch nie etwas von der Optimalitätstheorie gehört hat, ist herzlich willkommen!
Ausgewählte Literatur
Audring, Jenny. 2002. Assigning Gender to Loanwords from English. A Constrained-Based Approach. Magisterarbeit an der Freien Universität Berlin.
Boersma, Paul und Bruce Hayes. 2001. Empirical Tests of the Gradual Learning Algorithm. Linguistic Inquiry 32:1. 45-86.
Chan, Sze-Mun. 2005. Genusintegration. Eine systematische Untersuchung zur Genuszuweisung englischer Entlehnungen in der deutschen Sprache. München: Iudicium.
Corbett, Greville. 1991. Gender. Cambridge University Press.
Fischer, Rudolf-Josef. 2005. Genuszuordnung. Theorie und Praxis am Beispiel des Deutschen. Frankfurt am Main: Peter Lang.
Kager, René. 1999. Optimality Theory. Cambridge University Press.