Sätze bzw. Phrasen in Wörter einbetten? Das geht nicht – möchte man meinen. Dabei weisen sog. Phrasenkomposita der Form [XP + N] wie Arme-Schlucker-Staaten, Ohne-Papiere-Züchter, Erst-schießen-dann-fragen-Cowboy oder Etwas-ins-Bier-schütten-Scherz auf das Gegenteil hin und stellen damit traditionelle Grammatikmodelle, die mit einer seriellen Anordnung Morphologie/Wortbildung –> Syntax arbeiten, vor ernsthafte Probleme.
Aus diesem Grund haben sich Produkte der Phrasenkomposition, die seit den 1960er Jahren verstärkt im Sprachgebrauch des Deutschen belegt sind und ca. 9,4% aller Substantivkomposita ausmachen (Ortner et al. 1991:41, Lawrenz 2006:4), angefacht
durch die Publikationen Rochelle Liebers (Lieber 1988, Lieber 1992) zu einem festen Thema in der Diskussion um die Relation zwischen Syntax und Morphologie/Wortbildung entwickelt.
Ich stelle in meinem Vortrag die gängigsten Untersuchungsansätze für Phrasenkomposita vor, welche allesamt von der Syntax-Morphologie-Debatte geprägt sind:
- Zitatanalyse (Wiese 1996),
- syntaktische Modellierung (Lieber 1988, Lieber 1992),
- Konversionsanalyse (Gallmann 1990) sowie
- die Betrachtung in einem interaktionistischen Modell (Meibauer 2003, Ackema & Neeleman 2004).
Dabei wird ersichtlich, dass diese in der Literatur verhandelten Ansätze jeweils unter spezifischen Defiziten leiden, wobei nach allem die interaktionistische Herangehensweise am vielversprechendsten scheint. Ich werde argumentieren, dass weitere Forschung in Richtung eines Grammatikmodells, welches Interaktionen zwischen Syntax und Morphologie erlaubt, das Phänomen der Phrasenkomposition angemessen zu erfassen vermag.