Warum kann man anfangen sich zu entspannen aber nicht anfangen zu sitzen? – Ein merkmalsbasierter Ansatz zur bedingten Selektion von Zuständen als Komplemente von anfangen

Der Vortrag diskutiert anhand von Korpus- und Experimentdaten die s-Selektion von anfangen. Als Ergebnis wird eine semantische Analyse vorgeschlagen, die die Selektionsrestriktionen auf die Forderung einer mehrstufig skalierten Variable reduziert, also die Forderung eines Komplementereignisses, das sich über die Zeit in einer Dimension monoton ändert. Der Vorteil einer solchen Analyse ist es, (i) für alle direkt interpretierbaren Komplemente eine gleiche semantische Struktur annehmen zu können und (ii) für nicht-direkt interpretierbare Komplemente die potenziellen Uminterpretationen vorhersagen zu können. Traditionell wird anfangen zu den Aspektverben gezählt. Damit einher geht die Annahme, dass anfangen ein Komplement selegiert, das über eine interne Zeitstrukturierung verfügt. Diese Restriktion erfüllen activity-Ereignisse (wie tanzen) und accomplishment-Ereignisse (wie ein Bild malen). Zustände (wie sich entspannen oder sitzen) werden in der Vendlerschen Tradition als Ereignisse definiert, denen jede Form von interner Strukturierung fehlt. Zustandskomplemente gelten deshalb als inakzeptabel. Korpusdaten und die Ergebnisse einer Akzeptabilitätsstudie zeigen jedoch ein anderes Bild. Die Gruppe der Zustände spaltet sich in Zustände, die ohne kontextuelle Forcierungen tatsächlich inakzeptable Komplemente von anfangen sind (dazu zählen Davidsonian States wie sitzen oder stehen, die aufgrund ihrer obligatorischen zeitlichen Ausdehnung eigentlich eine große Ähnlichkeit mit den activities aufweisen), und die Zustände, die als Komplemente akzeptiert werden (dazu zählen u.a. mentale Zustände wie entspannen, lieben, hassen, deren Intensität sich im Verlauf ändern kann). Die hier vorgeschlagene Analyse geht davon aus, dass das Potenzial zur mehrstufigen Änderung das entscheidende Restriktionskriterium von anfangen ist und die zeitliche Ausdehnung lediglich eine Implikation aus dieser Restriktion.

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