Die Wortarten als Basiskategorien der Sprachbeschreibung gehören wahrscheinlich zum Alltag aller LinguistInnen. Sie stellen eine der wenigen Ausnahmen in der sprachwissenschaftlichen Terminologie dar, da sie auch den meisten Nicht-LinguistInnen ein Begriff sind. In diesem Vortrag werden diese allgegenwärtigen, deswegen aber auch unscheinbaren und nicht so oft besprochenen, Kategorien nun in den Vordergrund gerückt.
Zuerst wird ihre Entwicklung gezeigt, wodurch am Besten die Arbitrarität der zehn klassischen schulgrammatischen Wortarten gezeigt werden kann. Es werden die Anfänge dieser Kategorisierung in der altindischen, griechischen und lateinischen Tradition gezeigt, die auch als Basis für die mittelalterliche und frühneuzeitliche Beschäftigung mit der Sprache dienten. Des Weiteren wird die Position der Wortarten in der modernen Sprachwissenschaft besprochen, wobei kurz die Handhabung der Wortklassen in der generativen Grammatik, der Grammatikalisierungsforschung und der Konstruktionsgrammatik beleuchtet wird.
Diese historische Perspektive wird helfen, die Wortarten, die auf den ersten Blick homogen erscheinen können, als äußerst heterogene Ansammlung von verschiedenen linguistischen Kategorien zu präsentieren. Abschließend wird dann der Frage nachgegangen, ob diese aus dem Griechischen über das Lateinische bis ins Englische gekommene Reihe von Kategorien einen typologischen Wert besitzt, oder ob die Wortklassen keinerlei Bedeutung im übereinzelsprachlichen Kontext haben.
Auswahlbibliographie
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